Selbstvergewisserung im Wandel

Veröffentlicht am 25. Juli 2021 um 11:52

Auf Deine Frage nach der Intro- bzw. Extrovertiertheit bin ich mir sicher, vor Monaten mit "introvertiert" geantwortet zu haben. Jetzt würde ich mich keineswegs mehr mit Entschiedenheit als "introvertiert" bezeichnen. Das heißt, die Selbstbeschreibung ist im Laufe des Gespräches in Bewegung gekommen, und ich nehme mich anders wahr als vor Monaten.

Insgesamt bin ich nicht sehr redselig, eher verschlossen, und in größeren Gruppen oder Gesellschaften mag ich mich sowieso nicht aufhalten. Also ich bin gewiß nicht das, was man "gesellig" nennt. Aber mir ist vor einigen Monaten überhaupt nicht bewußt gewesen, wie stark ich gedankliche Anregungen von außen -von anderen Menschen- benötige, um mit diesen Anregungen dann für mich alleine weiterzuarbeiten! Geglaubt hatte ich, alle Gedanken aus mir selber schöpfen zu können. Wenn ich in meinem Leben zurückgehe, dann sind es genaugenommen nur wenige Jahre gewesen, vielleicht 3-4 Jahre, die Zeit, bevor ich mich für ein zweites Studium entschieden habe, in denen ich alleine für mich ununterbrochen und sehr viel gelesen habe (wobei die Lektüre eigentlich auch eine Zufuhr von Außen-Anregungen ist). Aber der Entschluß, mich für Philosophie zu immatrikulieren, der beruhte ausschließlich auf dem Bedürfnis, mit anderen Menschen zusammen über diese Themen zu sprechen und natürlich auch auf dem Wunsch, Fragen zu stellen um richtig verstehen zu können, denn ich verstand ja immer nur einen Bruchteil dessen, was ich da las. Insofern ist dies aber ein ausgezeichnetes Beispiel für den nicht statischen Aspekt der Selbstbeschreibung, denn nicht ich habe mich geändert, sondern die Art und Weise, wie ich mich sehe, ist während unseres Gespräches eine andere geworden.       

F.

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